Der Landesvorsitzende Michael Groschek freute sich über 100 Gäste – nicht nur Genossinnen und Genossen. „Die politischen Gegner stehen Schlange, um uns als Koalitionspartner zu gewinnen“, sagte Groschek schmunzelnd in Richtung der Vertreter von CDU, FDP und Grünen. Dann wurde er aber auch gleich ernst und begründete, warum die SPD wieder eine Koalition mit der CDU eingegangen sei: Die Grünen sind bereit gewesen, jeden Preis für die Regierungsmacht zu zahlen, aber die FDP habe sich aus dem Staub gemacht. „Und dann mussten wir wieder ins Geschirr, wie immer, wenn es schwierige Zeiten zu meistern gilt“, sagte Groschek.

„Wie bringen wir unser Land voran?“ war das Thema des Abends, und Groschek machte klar, dass die SPD in den nächsten Jahren mit ur-sozialdemokratischen Themen wieder nach vorne kommen will: „Es ist eine Schande für ein so reiches Land, wenn Rentner Angst haben müssen, dass es nicht zum Leben reicht.“ Es dürfe nicht sein, dass Paketboten als Scheinselbstständige in die Selbstausbeutung getrieben würden. Und der Mindestlohn müsse so angehoben werden, dass die Beschäftigten von ihrer Arbeit auch leben könnten. Die Unterschiede zwischen Arm und Reich in Deutschland seien so krass wie noch nie in der Nachkriegszeit. „Die Roboterrendite darf nicht nur an die Arbeitgeber gehen“, so Groschek und er hob außerdem hervor, dass Scheinselbstständigkeit der Kampf angesagt und die Gewerkschaften u. a. durch Verbindlichkeitserklärungen von Tarifverträgen gestärkt werden müssen.
Hart ging Groschek mit NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach und ihrem Auftritt mit Heino und einer umstrittenen Schallplatte ins Gericht: „Wir brauchen keine Heino-Ministerin. Heimat kann man nicht politisch verordnen.“ Heimat sei zum Beispiel Nachbarschaft, und die entstehe nur durch Zusammenhalt in der Gesellschaft. Darum kümmere sich die SPD, und für die gab Groschek, der den Parteivorsitz im Juni abgeben wird, ein ehrgeiziges Ziel vor: „Wir müssen wieder auf 30 Prozent und mehr kommen, nur dann können wir von vorne regieren und die politische Linie bestimmen.“
Der Lohmarer SPD-Vorsitzende Thomas Roßrucker hatte die Gäste begrüßt, unter ihnen auch der Bundestagsabgeordnete Sebastian Hartmann, die Lohmarer Kreistagsabgeordnete Gisela Becker, viele Jusos und Genossinnen und Genossen aus Nachbarkommunen. In der Diskussion nach Groscheks Vortrag, die von Sebastian Hartmann moderiert wurde, gab auch harte Kritik aus dem Publikum zum Thema Hartz IV: Die SPD habe doch die Agenda 2010 zu verantworten. Groschek verteidigte die Arbeitsmarktreformen unter Kanzler Gerhard Schröder: Damals habe es fast fünf Millionen Arbeitslose gegeben. „Und viele Sozialhilfeempfänger hätten keine Chance gehabt, jemals wieder in reguläre Arbeit zu kommen.“ Jetzt gehe es darum, denen zu helfen, die trotz des Aufschwungs außen vor geblieben seien – genau dazu diene der soziale Arbeitsmarkt, den die große Koalition vereinbart habe.

Thomas Roßrucker äußerte, bevor die Reibekuchen serviert wurden und der Abend in den gemütlichen Teil überging, noch einen Wunsch in Richtung Zwischenrufer: „Es wäre schön, wenn wir Linke ein bisschen mehr zusammenhalten würden und die Kritik von Links nicht immer auf der SPD abgeladen würde.“ Und Sebastian Hartmann machte klar, dass Diskussionen der Politik guttun: „Ein gelungener Abend.“